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Und was ist der Archäologe hinter den „Rahmenbedingungen? …. mehr als nur eine Ansammlung von Lebensdaten.

 

Nach bereits einem oder zwei anderen Leben u. a. als Informatiker, Fitnesslehrer und Soldat habe habe ich mein Studium mit 28 angefangen, aber nicht als Archäologe, sondern als Tierarzt. Und nach nur zwei Semestern habe ich dann gewechselt. Grund dafür war… na ja, kennst du den Studenten der jede Prüfung zweimal machen muss?... jap, das war ich. Und die meisten habe ich dann beim zweiten Versuch auch geschafft … nur eine nicht, die letzte im Semester vor dem Physikum… Biochemie. Und jeder muss irgendwann Bilanz ziehen und sehen was es ist. Ich hätte weiterkämpfen können. Hätte einen dritten Versuch beantragen können. Aber die Tiermedizin war es für mich NICHT. Und dennoch… eine bewegende Erfahrung und durchaus hilfreich in der Archäologie… z. B. dann, wenn man im Feld Schafsknochen von Menschen unterscheiden muss.

Aber warum erst mit 28? Nun, weil nicht jeder Lebensweg gradlinig ist. Und bei mir war es eher eine Zick-Zack-Linie… angefangen vom Informatiker, zum Soldaten und Fitnesscoach. An der Stelle ein kleiner Fun Fact zu mir in Verbindung mit einer kleinen Story:

Nach meiner Fitnesslehrerausbildung wurde ich sehr kurzfristig zum Grundwehrdienst gezogen. Nach Ende dieses Dienstes gab es ne Art „Entschädigung dafür dass man sich das Leben für 9 Monate hat unterbrechen lassen. Ich hatte damals zwei Ideen was ich mit diesem Geld machen soll…

Nr. 1 war, eine E-Gitarre kaufen und lernen sie zu spielen. Das war die Entscheidung die es am Ende wurde. Und ich habe es bis heute nie hinbekommen sie zu spielen. Mangels Talents muss ich gestehen (und weil ich aufgrund von Kraftsport nicht besonders beweglich in den Handgelenken bin und nur schwer Riffs halten kann).   

Aber Option Nr. 2 war es, eine Kamera zu kaufen, wahrscheinlich ne frühe digitale Canon oder sogar was Analoges. Und wer auf dem anderen Teil dieser Site etwas unterwegs war würde sich jetzt wundern… warum keine Kamera? Nun, wie schon gesagt, ein Lebensweg ist selten gerade…

Aber ich ertappe mich manchmal bei Gedankenspielen nach dem Motto „was wäre gewesen?“ Es wäre das Jahr 2009 gewesen. Der Anfang der digitalen Revolution was die modernen Medien angeht. Digitale Kameras waren etabliert. Instagram, Flicker und Co. waren noch klein aber im Entstehen. Und nach Ende meiner Dienstzeit mit Wohnsitz in Rostock hätte ich viel Zeit gehabt, z. B. Ahrenshoop, das Fischland und die Ostseeküste mit endlosen Sonnenuntergängen zu „belichte“. Aber nun die selbstreflektierten Fragen: Hätte ich den Biss gehabt um die Fotografie so zu verwirklichen wie jetzt? Hätte ich es mit damals 22 einen Einstig geschafft und wäre ein erfolgreicher Fotograf geworden? Und Hätte ich dann noch studiert, was mich persönlich enorm verändert hat? Alles solche Fragen die einen nicht weiterbringen. Ich kann nur jedem raten, der einen solchen „Scheideweg“ in Retrospektive im Leben hat, nicht weiter drüber nach zu denken. Frei nach dem Motto „das Gras auf der anderen Wiese ist immer Grüner“ sieht man im Nachhinein alles anders als die Realität wirklich war.

Dennoch ist es eine Gewisse Ironie das Archäologie (was mich in der Kindheit sehr interessierte) und Fotografie (die mich derzeit neben der Archäologie umtreibt) jetzt meine Passionen und Beruf(ungen) sind. Aber vielleicht musste ich den Umweg gehen um mit mehr Erfahrung auf den eigentlichen Weg zurückzukehren. Aber, wie in der Archäologie und der Fotografie öfter, kann das was neben dem Weg zu finden ist auch recht interessant und damit einen Blick wert sein.

Aber was hat das alles nun mit der Archäologie zu tun?

Nun, es war letztendlich die Archäologie die mich, neben vielem anderem, gelernt hat, dass nicht unbedingt unsere Wunschvorstellung der Vergangenheit, das ist, was wir aus ihr ziehen sollten. Es ist die faktische wertungslose Betrachtung der wir Vorrang geben sollten, was zugegeben bei der eigenen Vergangenheit nahezu unmöglich ist. Dennoch war es die Archäologie die es mich gelehrt hat, meinen Blick für die Details zu schärfen ohne dabei den Überblick über den Gesamtbefund zu verlieren. Und hier sind sich Fotografie und Archäologie sehr ähnlich. Es gilt eine „Szene“ zu begreifen, gleichzeitig als Summe ihrer Details und darüber hinaus. Und dann für die Zukunft festzuhalten. Und beide streben dabei nach einem Höchstmaß an Faktentreue und Objektivität, sind sich aber dennoch der unumgänglichen Subjektivität der eigenen Betrachtung bewusst. Der „ewige Kampf“ zwischen unerreichbarer voller Objektivität und bedeutender und dennoch limitierender Subjektivität. Natürlich liefern beide Felder grundsätzlich andere Ergebnisse, die eine als Kunstform, die Andere als kulturhistorische und empirische Wissenschaft. Aber dennoch, wie bei zwei Seiten einer Münze, liegt beiden eine gewisse ähnliche Grundphilosophie zu Grunde… Die Darstellung der vergangenen Realität.

Und wer etwas verwirrt sein sollte, warum ich in einer persönlichen Vorstellung meiner Person als Archäologe so viele Bezüge auf meine persönliche Vergangenheit und Gegenwart ziehe, der sollte verstehen, dass eine Person eben mehr ist, als nur die Summe ihrer Teile.      

Also, der Archäologe Tim Suckow ist mehr als nur ein Titel. Er hängt eng mit dem Fotografen zusammen. Aber das gilt auch umgekehrt., den der Fotograf hat enorm viel von dem Archäologen gelernt und wäre ohne ihn nicht entstanden. Ein gewisser primitiver Schöpfungsmythos sozusagen. Und wie auch der Fotograf mit gleichem Namen strebt er nach Weiterentwicklung, jedoch ohne zu Kopieren. Sein HANDWERK ist und bleibt das Werk seiner Hände. Nur, als Archäologe, mit etwas mehr Sand darauf.

Aber es handelt sich weiterhin um jemanden der bereit ist, auch dem Unkonventionellen seinen Platz einzuräumen. Also, im Sinne der Kontextualisierung, ist dies der Fund „Tim Suckow“ im Befund „Tim Suckow, Archäologe und Fotograf“.